Diese Angewohnheit im Supermarkt erhöht das Risiko für Übergewicht

Zwei Schokoriegel zum Preis von einem, die Jumbotüte Chips oder die vergünstigte Palette Energydrinks: Es sind oft gerade Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Fett, Zucker oder Salz, die im Supermarkt im Angebot sind. Tatsächlich ergab eine Studie von Cancer Research UK, dass fast die Hälfte aller Schokoladen, Chips, Popcorn und herzhafter Snacks im Sonderangebot gekauft wurde. Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler die Daten von 16.000 britischen Haushalten mit Blick auf ihr Einkaufsverhalten, demografische und sozioökonomische Merkmale sowie Größe und Gewicht der Einkäufer.

Das beunruhigende Ergebnis der Untersuchung: Wer sich im Supermarkt den Einkaufswagen vor allem mit Sonderangeboten füllt, ist eher übergewichtig oder gar fettleibig. Für die Autoren ist das vor allem deswegen besorgniserregend, weil Übergewicht mittlerweile als hoher Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten gelte. Die Experten plädieren deswegen dafür, die Angebote gesetzlich zu reglementieren.

In der Schnäppchen-Gruppe waren rund drei von vier Menschen übergewichtig

Die Einkäufer teilten sie in vier Gruppen ein, sortiert nach dem Anteil der Artikel, die verbilligt gekauft wurden. Das Ergebnis: In der Gruppe, die bei besonders vielen Sonderangeboten zugriff, waren 72 Prozent der Menschen übergewichtig, während dieser Anteil in der Gruppe mit wenigen Angebotskäufen bei 64 Prozent lag. Für Adipositas, also besonders starkes oder krankhaftes Übergewicht, war die Wahrscheinlichkeit in der Schnäppchenjäger-Gruppe um 28 Prozent erhöht. Jene Tendenzen zeigten sich quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen.

Zudem entschieden sich Angebotskäufer für ein Fünftel mehr Lebensmittel, die besonders viel Fett, Salz oder Zucker enthielten – zulasten gesünderer Optionen: Schnäppchenliebhaber kauften auch 30 Prozent weniger Obst und fast 25 Prozent weniger Gemüse. Dies entspricht rund vier Kilogramm weniger Obst und Gemüse pro Monat als bei Käufern, die eher dazu neigen, Sonderangebote zu meiden.

Insgesamt enthielten die Einkaufswagen dieser Gruppe mehr Zucker und weniger Ballaststoffe als die der anderen Verbraucher. Eine Beobachtung, die den Ernährungspsychologen Joachim Westenhöfer von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg nicht überrascht: In einer unabhängigen Einordnung des Reports weist er darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen einer hohen Energiedichte von Lebensmitteln bei relativ niedrigem Preis schon länger bekannt sei. 

„Geiz ist geil“-Mentalität

„Lebensmittel sind heute so billig wie nie zuvor“, sagt er. „Die Folge ist ein ungesunder Überkonsum.“ In Deutschland gebe es zwar keine vergleichbaren Untersuchungen, allerdings wären ähnliche Ergebnisse wahrscheinlich: „Gerade bei Lebensmitteln gilt hierzulande eine „Geiz ist geil“-Mentalität.“

Linda Bauld, Präventionsexpertin von Cancer Research UK, kommentiert in einer Mitteilung zur Studie: „Sonderangebote bieten den Menschen eine Fülle an verführerischen, aber ungesunden Speisen und Getränken. Bei vergünstigten Preisen für Schokolade, Keksen, Kuchen und Limonade ist es keine Überraschung, dass Menschen, die mehr Angebote kaufen, eine größere Wahrscheinlichkeit haben, fettleibig zu sein.“

Die Ergebnisse machen den Studienautoren vor allem aus zwei Gründen Sorgen: Zum einen seien es vor allem Kinder, die unter den Folgen eines derartigen Einkaufsverhaltens litten. Schon jetzt sei in Großbritannien jeder fünfte Grundschüler übergewichtig, nach der Grundschule erhöhe sich der Anteil auf ein Drittel. 

In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts rund 15 Prozent der Kinder und Teenager zwischen 3 und 17 Jahren zu dick. Fast sechs Prozent sind sogar fettleibig. Bei den Erwachsenen gelten laut Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hierzulande 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen als übergewichtig.

Übergewicht erhöht das Krebs-Risiko

Der zweite Grund, warum die britischen Autoren Alarm schlagen: Übergewicht wird mittlerweile als Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten gesehen, darunter Darm- und Brustkrebs. Vermutlich fördert eine Überproduktion von Hormonen das Krebswachstum. Umso wichtiger sei es, so die Wissenschaftler, Verbrauchern eine gesunde Wahl auch beim Einkaufen zu erleichtern. Sie plädieren daher dafür, Sonderangebote für ungesunde Lebensmittel gesetzlich zu reglementieren. Gleiches sollte für die Auswahl an Schokoriegeln und dergleichen gelten, die sich oft im Kassenbereich befänden.

Tatsächlich hatte eine ebenfalls britische Studie schon im vergangenen Jahr ergeben, dass sofort fast ein Fünftel weniger der entsprechenden Snacks im Einkaufswagen landeten, wenn Supermärkte diese aus dem Kassenbereich verbannten.

Auch Joachim Westenhöfer hält gesetzliche Reglementierungen in Deutschland für überlegenswert. Derzeit setze die Politik vor allem auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie. „Die werden aber nicht reichen, um die Übergewichtsepidemie in den Griff zu bekommen“, so der Ernährungspsychologe.

Verarbeitetes Fleisch (gepökelt, geräuchert, eingesalzen) wie Wurst oder Schinken

Seit dem Jahr 2015 gelten Fleischwaren wie Salami, Wiener und Kasseler als krebserregend: Eine Behörde der Weltgesundheitsorganisation WHO stufte verarbeitetes Fleisch als „karzinogen“ ein. Der regelmäßige Verzehr steigert demnach das Risiko für Darmkrebs. 

Wurstwaren stehen auf der höchsten Krebsrisikostufe, wie auch das Tabakrauchen. Diese Einstufung sorgte 2015 für Aufsehen, einen Aufschluss über das tatsächliche Risiko gibt die Einstufung jedoch nicht. Sie bedeutet lediglich, dass Studien das Risiko für beide Auslöser überzeugend bewiesen haben. 

Wie Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe schreibt, ist das Risiko, an den Folgen des Rauchens zu sterben, etwa 175 Mal höher: „Tabak soll weltweit für jährlich 6 Millionen Todesfälle verantwortlich sein, verarbeitetes Fleisch für 34.000“.

Wie lässt sich das Krebsrisiko senken?

Nach Angaben der WHO steigert ein häufiger Verzehr von mehr als 50 Gramm Wurst das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent. Wer das Risiko senken will, solle den Verzehr von verarbeitetem Fleisch „vermeiden“. 

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